Das Leben als Ordenschrist ist ein ganzer Lebensentwurf. Zunächst ist es eine bestimmte Lebensform mit eigenen Charakteristika, wie sie andere Lebensformen in der Kirche jeweils auch haben, etwa ein Leben in der Ehe oder als Weltpriester.
Ein Lebensentwurf ist es auch deshalb, weil jede
Ordensgemeinschaft ein Leben nach dem Evangelium auf eigene Weise zum
Ausdruck bringt - so gibt es z.B. unterschiedliche
Ordensspiritualitäten. Manche Gemeinschaften pflegen darüber hinaus das
monastische Leben in einem Kloster, andere passen ihre Lebensweise
stärker ihren apostolischen Aufgaben an...
Wege ins Kloster
Ordensnachwuchs kommt heute nicht mehr von selbst. Gerade weil das Ordensleben in der gesellschaftlichen und kirchlichen Öffentlichkeit eher übersehen oder nicht zur Kenntnis genommen wird, müssen Ordensgemeinschaften heute viel offensiver als früher für sich und ihre Lebensform werben und sich als echte Alternative anbieten. Dabei ist das Ordensleben nichts für Aussteiger oder Lebensuntüchtige.
Gesucht werden motivierte Menschen, die sich für Jesus
Christus und seine Botschaft einsetzen wollen und ihr Christsein in
Gemeinschaft mit Gleichgesinnten in die Tat umsetzen.
Um überhaupt das Leben in einer Ordensgemeinschaft
kennenzulernen, bieten viele Klöster die Möglichkeit zu Gastaufenthalten
an ("Kloster auf Zeit"), bei denen man für ein paar Tage oder ein
Wochenende mitleben (und zum Teil auch mitarbeiten) kann. Einem
Ordenseintritt geht oft eine längere Zeit des vertieften Kennenlernens
und der Motivklärung voraus.
Erste Schritte auf dem Weg zum Ordensleben sind
Einübungs- und Erprobungszeiten der "Kandidatur", des "Postulats". Die
intensive Einübung ins Ordensleben und in die konkrete
Ordensgemeinschaft erfolgt dann im "Noviziat", das nach 12 oder mehr
Monaten bei erfolgreichem Verlauf durch die Feier der Ordensgelübde
("Ordensprofess") in eine - zunächst zeitlich auf bis zu drei Jahre
befristete - Bindung an die Ordensgemeinschaft übergeht.
Danach setzt die ordensinterne Aus- und Fortbildung zu
besonderen Aufgaben und Funktionen ein, z.B. durch ein Hochschul- oder
Fachhochschulstudium, eine qualifizierte Berufsausbildung oder eine je
nach Persönlichkeit und Vorbildung unterschiedliche berufsspezifische
praktische Einarbeitungsphase, die sich an den Aufgaben der
Ordensgemeinschaft orientiert.
Die Orden erwarten von ihren Bewerbern in aller Regel
eine abgeschlossene schulische und/oder berufliche Ausbildung. Nach
Ablauf der zunächst zeitlich befristeten Bindung an die
Ordensgemeinschaft, die von beiden Seiten um bis zu neun Jahre
verlängert werden kann, kommt nach entsprechender Vertiefung des
Ordenslebens eine endgültige Entscheidung zum Bleiben oder Gehen: mit
der "ewigen Profess" binden sich Ordensmitglied und Ordensgemeinschaft
für die Dauer des ganzen Lebens aneinander.
Ordensgelübde - Die evangelischen Räte
Ordensgelübde sind ein öffentliches Versprechen, auf eine begrenzte Zeit oder lebenslang nach den Grundprinzipien des Evangeliums und den Grundsätzen der konkreten Ordensgemeinschaft leben zu wollen. Am bekanntesten sind die drei Ordensgelübde "Armut, ehelose Keuschheit und Gehorsam", die in den meisten Ordensgemeinschaften als die wichtigsten Empfehlungen ("Ratschläge", "Räte") des Evangeliums - in unterschiedlicher Ausgestaltung - den Inhalt der Ordensprofess bilden.
Hinzu kommen oder an deren Stelle treten in bestimmten
Ordensgemeinschaften noch andere Gelübde, wie z. B. die "stabilitas
loci" (die Ortsgebundenheit, d. h. in jenem Kloster für immer zu
bleiben, in das man eingetreten ist) oder die "conversio morum" (das
Versprechen, sich immer neu zurückzubesinnen auf die Grundsätze des
Evangeliums und sein Leben immer wieder darauf auszurichten)
Voraussetzungen
Wer kann Ordensmitglied werden? Zum Ordensleben zugelassen werden kann jeder katholische Christ, wenn die für das Ordensleben erforderlichen Voraussetzungen erfüllt sind. Dazu gehört die physische und psychische Eignung, die Bereitschaft und Fähigkeit zum Gemeinschaftsleben und zur Identifizierung mit den Zielen und Aufgaben der konkreten Ordensgemeinschaft, die Freude am geistlichen Leben in Gebet und Kontemplation und das "sentire cum ecclesia" in der Bereitschaft zur Mitgestaltung der Kirche in der Weise, wie es dem jeweiligen Orden zukommt.
Die Zeit des Kennenlernens und der Einführung ins
Ordensleben ist vor allem auch eine Zeit der Berufs- und
Motivationsklärung. Zum Ordensleben in Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam
gehört eine echte Berufung Gottes, die nicht nur in subjektiver
Selbsteinschätzung bestehen kann.
Wer Ordenschrist werden möchte, muss sich selbst immer
neu nach den Motiven befragen, sie im Laufe der Klärungs- und
Einübungsphase vertiefen und läutern und sich daraufhin auch von
erfahrenen Ordensleuten prüfen lassen.
Die Zulassung zum Ordenseintritt, zu den zeitlichen
und den ewigen Gelübden erfolgt immer durch die Ordensgemeinschaft und
ist nicht erzwingbar. Manchmal kann es passieren, dass sich jemand für
berufen hält, die Ordensgemeinschaft das aber anders sieht.
Quelle: orden.de (2010)