Studientag der AGOP am 17.10.2009 in Fürstenzell

Der Vorsitzende der AGOP, Pater Wilhelm Tangen sm, konnte in der Heimvolksschule etwa 90 Ordenschristen begrüßen, die sich zu einem Studientag zum Thema: „Leben in unseren (älter werdenden) Gemeinschaften“ eingefunden hatten. Die Referentin, Frau Mag.Carina de Spernbour-Näpflin, aus dem Kardinal-König-Haus in Wien, die schon seit vielen Jahren Ordensgemeinschaften in deren Entwicklung begleitet, gab in Impulsen Anleitung, dass sich die Teilnehmer mit der heutigen Situation in den Ordensgemeinschaften untereinander austauschten und persönlich auseinandersetzten.

Ein Schaubild an der Wand des Raumes gab Auskunft über die Altersstruktur der Anwesenden. Dabei wurde anschaulich klar, dass die überwiegende Mehrheit bereits die Grenze zum Rentenalter überschritten hat. So legte die Referentin den Schwerpunkt des Tages nicht auf die 1. Phase (20. – 40. Lebensalter im Orden) oder auf die 2. Phase (40. bis 65. Lebensalter im Orden), sondern auf die 3. und 4. Phase ab dem 65. Lebensalter. Es ist bekannt, dass das Durchschnittsalter der Lebenserwartung für Frauen bei 80 Jahren und für Männer bei 76 Jahren liegt. Jeder sollte sich darum im Blick auf sein gegenwärtiges Lebensalter fragen, wofür es gegenwärtig zu spät ist, wofür es jetzt der richtige Zeitpunkt ist und wofür die noch bevorstehende Lebenszeit gebraucht wird. 

In der 3. Lebensphase ist es an der Zeit, näher hinzuschauen: Wer bin ich wirklich? Es gilt den Übergang vom aktiven Leben zum Älterwerden anzunehmen und zu gestalten. Dies kann am besten gelingen, wenn die Bedürfnisse in den wesentlichen Bereichen zur Harmonie gebracht werden können: Bedürfnisse des Körpers, der sozialen Beziehungen, die geistigen Bedürfnisse des noch Tätigseins und die spirituellen Bedürfnisse nach Orientierung an meinem Lebenssinn und im Glauben. 

Damit der alternde Mensch sich mit seinem Leben versöhnen kann, muss auch die Umwelt, d.h. die Gemeinschaft ihren Beitrag leisten. Die Referentin zeigt am Schöpfungsbericht Gen 1,1 – 2,3, welche Perspektiven Gott in den Blick nimmt, um in jeder Lebensphase Leben zu gestalten. Jeder sollte in jeder Lebensphase den passenden Rhythmus, die Gestaltung des Tages, die richtige Zeiteinteilung finden. Außerdem gehe es um den Lebensraum, nicht nur bei der Berufsarbeit, sondern auch im Alter. Ein weiterer sehr wesentlicher Bereich ist die Gestaltung der Beziehungen zu sich selbst, zu Gott und zu den Mitmenschen. Gerade auch alte Menschen fühlen sich oft einsam oder sie sagen: „Ich kann nicht mehr beten“, darum brauchen sie Hilfe, damit sie sich mit ihrer Situation aussöhnen können und nicht verbittert werden. Gott kann dann auch den alternden Menschen den Weg in ihre Sendung und ihre persönliche Berufung zeigen, auf welche Weise sie den Auftrag, die Welt mitzugestalten, sehen und erfüllen können. 

Frau de Spernbour-Näpflin stellte fest, dass die Lebenserwartung im Ordensleben im Vergleich mit der Lebenserwartung der Gesellschaft im Allgemeinen höher sei und zeitlich um mehrere Jahre voraus gehe. Man könne ja nicht nur in den Ordensgemeinschaften, sondern auch in der Bevölkerung der Bundesrepublik feststellen, dass es mehr ältere Menschen als junge gibt. Aus diesem Grund könnten diese Gedanken über die Ordensgemeinschaften hinaus auch für das Alter im Allgemeinen eine Hilfe sein, die Weisheit des Lebens immer besser zu erfassen. Mit dem Dank an die Schwestern in der Heimvolksschule für die Verpflegung und die familiäre Atmosphäre und mit dem Dankgebet an Gott in der Kirche endete der Studientag.