Zum Tod von Sr. Henrice

Traueransprache für Sr. Henrice von Anna Hellinger im Namen der Frohschar Kößlarn

 

Liebe Sr. Henrice,

ich war noch nicht geboren, als Sie mit Sr. Basilea nach Kößlarn gekommen sind, ich war noch nicht mal geboren, als ihr vor so vielen Jahren die Frohschar gegründet habt. Und doch weiß ich, dass ich heute im Namen aller ehemaliger und jetziger Frohscharmädchen sprechen kann, denn Sie haben in uns nicht nur eine Glut entzündet, sondern ein Feuer entfacht, das in den Herzen aller Frohscharmädchen brennt.

Ein Frohscharmädchen von Sr. Henrice zu sein bedeutete nicht nur eine wöchentliche Gruppen-stunde zu haben. Nein, wir sind ein fester Bestandteil der Pfarrei und Gemeinde geworden. Sr. Henrice, Sie haben uns Aufgaben gegeben, Sie haben jeder von uns etwas zugetraut. Sie haben es geschafft uns zu zeigen, was wir können und nicht was wir nicht können. So hat jede im Theaterspiel ihre Rolle gefunden, so hat jede bei so zahlreichen Musikauftritten oder bei der Christkindlmesse ihren Ton getroffen.

Sie haben uns allen mit einer Selbstverständlichkeit so viel zugetraut. Freilich haben wir es manchmal auch verursacht, dass Ihre Geduld bei der ein oder anderen Theaterprobe zu Ende war.

Sr. Henrice, Sie haben so vielen jungen Menschen Ruhe und Beständigkeit in einer hektischen Zeit geschenkt. Sie haben konsequent Freundschaften gefördert und ihnen Raum gegeben.

Sie haben uns an Traditionen herangeführt und uns manchmal auch mit Ihrer ausdauernden Beharrlichkeit davon überzeugt, dass wir z.B. schon wieder die Hlg.Figur bei einer Prozession tragen wollen.

So Vieles durften wir mit Ihnen erleben. Sr. Henrice, sie haben Nächstenliebe gelebt. Sie haben uns in den Arm genommen wenn es an der Zeit war oder einfach jeden Blödsinn mit uns mitgemacht. Mit einigen von uns ist eine tiefe Freundschaft entstanden. Eine Freundschaft in den Bergen und zu Hause. Sie haben Anteil an unserem Leben genommen. Sie waren da, haben mit uns gelacht, uns ermutigt, uns unterstützt. Sie waren dabei, sie haben den Hochzeitswalzer mitgetanzt.

Und doch ist da noch mehr, was bleibt, dieses Feuer das in uns brennt. Sie haben für uns zusammen mit Sr. Basilea den Glauben lebendig werden lassen. Gelebt in der Liebe zu den Bergen. Ihre Berge.

Zahlreiche Fahrten nach Filzmoos, zahlreiche Gipfel, so viele Erlebnisse fürs Leben. Danke!

Und nie verstummte Ihre Stimme, die uns jedes Blümchen am Wegesrand voller Verzückung präsentierte, immer war der Hunger da, den Enzian zu finden und wir wurden alle angesteckt.

Am Dienstag sagte ein ehemaliges Frohscharmädchen: „I glaub ohne d`Sr. Henrice war i nie in d`Berg ganga. Und heid hob i selba scho a Kind und kanns kaum erwartn, dass ichs ihr a a zoagn kann.“

Ja genau so ist es, Sr. Henrice, Ihr Feuer brennt weiter!

Immer wieder haben Sie uns gezeigt, wie dankbar wir sein müssen für die wundervolle Welt, die Gott uns geschenkt hat. Sie haben uns spüren lassen, dass Gott immer für uns da ist.

All diese Liebe und Begeisterung fand Ausdruck in Ihrem Singen. Immer und überall haben wir gesungen! Zum Lob, zum Dank, aus Freude, am Lagerfeuer oder damit wir den Weg in die Hütte zurück schaffen.

Diese Zeilen haben wir oft gemeinsam gesungen, ich schenke Sie heute Ihnen:

 

Herrliche Berge, sonnige Höhen

ach wie so schön ist die Welt.

Beim Alpenglühen heimwärts wir ziehen

Berge sie leuchten so rot.

Wir kommen wieder, denn wir sind Brüder,

Brüder auf Leben und Tod.

 

Liebe Sr. Henrice, die Frohschar sagt Danke für alles.

Liebe Sr. Henrice, ruhe in Frieden.