"Gemeinsam Kirche sein"

 
Frau Dr. Claudia Kunz


Die Orden des Bistums Passau fanden sich zu einem Studientag in der Abtei Schweiklberg ein. Passend zum geistlichen Erneuerungsprozess in unserem Bistum,  wollten sie sich  mit dem „Wort der Deutschen Bischofskonferenz", 2015,  – „Gemeinsam Kirche sein“  – beschäftigen. Als Referentin konnten wir Frau Dr. Claudia Kunz gewinnen, die Geschäftsführerin der Pastoralkommission der DBK ist. Sie hat entscheidend an diesem Dokument mitgearbeitet und konnte uns sehr treffend Grundinformationen über den Aufbau und die Kapitel, vor allem auch neue ,,ungewohnte Gedankengänge" dieses Dokumentes vermitteln. 
Sie startete mit einem Ausspruch von Bischof Dieser (Aachen): „Wir müssen die Kirche nicht retten“, denn „Christus ist das Licht der Völker“, wie das Konzil schon in Lumen Gentium formulierte. Jeder Getaufte ist in Jesus Christus gegründet, mit einem Charisma beschenkt und zur Gestaltung von Kirche berufen. Getauft- und Gefirmtsein kann nicht überboten werden, auch nicht durch die Weihe. Die Hauptamtlichen in der Kirche haben den Getauften und ihren Charismen zu dienen. Auf diesen persönlichen Charismen ist Kirche aufgebaut und immer neu im Werden. Es gilt also, das eigene Charisma und die der anderen zu erkennen, denn darin ist der Heilige Geist am Werk. Dann wird nicht mehr vom Amt her gedacht und werden nicht mehr Leute ‚für Aufgaben‘ gesucht, sondern es wird geschaut, wie sich Kirche aufgrund der Charismen entwickelt. „Kirche ist da, wo sie für die Menschen – und nicht nur für die Getauften und Frommen – da ist!“  Jesu Botschaft gilt immer ‚für alle‘, Männer, Frauen und Kinder, alle Länder und Völker, Reiche und Arme, Glaubende und Religionslose. Die guten Arbeitsblätter der Referentin waren eine willkommene Hilfe, ihren Ausführungen zu folgen bzw. in den Tischgruppen zu acht uns miteinander auszutauschen. 
Im Austausch spürten wir, wie wir als Orden gefragt sind, uns mitten in diesem Prozess der Erneuerung der Pastoral zu sehen. Von daher lässt sich das Wort tiefer verstehen: „Von der Volkskirche, die vorbei ist, zur Kirche des Volkes Gottes“. Erneuerung durch Umkehr unseres Denkens und Tuns, auf Christus und sein Evangelium hin, darum geht es.
Die geistliche Erneuerung der Kirche wird nur gelingen „durch eine neue Aufmerksamkeit und Wertschätzung für die Charismen“ – die Gaben des Heiligen Geistes an seine Gemeinden. Geistliche Erneuerung will dem Geist Gottes die Chance geben, dass er die Kirche durch seine Gaben, die Charismen, erneuert. Biblisch sind Charismen „ein Geschenk Gottes, und weil Gott gut ist, sind auch seine Gaben gut und dazu da, Gutes zu bewirken.“ Paulus hat diesen Begriff ‚Charisma‘ in die Kirche und Kirchenentwicklung eingeführt. Diese Gaben können sehr unterschiedlich sein:
   -   "Begabungen, die einem schon in die Wiege gelegt wurden
   -   Tugenden und Haltungen, die man seiner Erziehung verdankt oder die man eingeübt hat
   -   Kompetenzen und Fertigkeiten, die man sich durch Ausbildung und Studium angeeignet hat,
   -   besondere Dienste in der Gemeinde, die einem übertragen wurden.“
Dieser insgesamt sehr gelungene Tag hat uns die fundamentale Würde und Gleichheit aller Getauften erneut bewusst gemacht, aus der dann die Charismen in breiter Fülle erwachsen. Die Referentin sprach uns in der abschließenden Gebetszeit das Wort von John Henry Newman (1801-1890) zu: „Ich bin berufen, zu sein und zu tun, wozu kein anderer Mensch auf dieser Erde berufen ist.“
Mit diesen Worten des Zutrauens und der Zuversicht für unsere „Kirche im Werden“ entließ uns Frau Dr. Kunz. 
Sr. Helene Wecker SDS
  

Ordensleute in Schweiklberg